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26. Tag Bocca Callata bis Jesolo

Weg auf dem Damm nach Zenson die Piave

Weg auf dem Damm nach Zenson die Piave

Nach dem Aufstehen müssen wir wegen des Taus auf der Zeltplane erst ein Weilchen warten bevor wir die Zeltleinen von den Maispflanzen, an denen sie befestigt waren lösen können. Wir folgen dem Feldweg, auf dem wir gezeltet haben und kommen so relativ spät wieder auf den Damm zurück. Ein kurzen Stück geht es geradeaus, an der ersten Abzweigung nach rechts Richtung Zenson di Piave, einem netten italienischen Dörfchen mit dem obligatorischen Industriegebiet drum herum. Nach Zenson kehren wir auf den Damm zurück. Die Piave fließt nun wieder unmittelbar links vom Damm träge vor sich hin. Ich stelle fest, dass ich durch die Sohlen der Wanderschuhe die Kieselsteine auf dem Weg einzeln fühlen kann. Für mich heute wie gestern bitte - so oft es geht - Asphaltstraßen. Parkett wäre optimal. Kurz vor der kreuzenden Autobahn verlassen wir den Damm und gehen über die Via Argine San Marco weiter bis Fossalta di Piave. In einem Cafe gegenüber der Kirche und einem beeindruckendem Brunnen nebst Kreuzung kehren wir ein.
Zenson di Piave

Zenson di Piave

So schön schattig hier. Viele Leute jüngerer Jahrgänge verbringen hier ihren Vormittag. Wir bekommen eine italienische Beziehungskiste am Nebentisch in all ihrer Melodramatik mit. Lustig, Seifenoper ohne Fernsehen. Zwischenzeitlich müssen wir aufstehen, weil unser Cafetisch vor dem Eingang zu einem Wohnhaus steht.
Nach langer Zeit raffen wir uns zum Weitergehen auf; entlang der via Angine San Marco, auf der heftig am Belag gewerkelt wird. Neben der Asphaltiermaschine ist es noch heißer als sowieso schon. Wir gehen ab hier wenn möglich nur noch auf Straßen, da ich mit meinem Blasen trotz Schmerzmitteln nicht mehr auf unebenem Boden laufen kann. Musile di Piave begrüßt uns mit Bauarbeiten an einem Autobahnzubringer, den wir durchlaufen müssen. Wir landen auf einer schnurgeraden Umgehungstraße, der wir folgen bis wir links in ein Wohngebiet abbiegen können. Dort pausieren wir am Ende einer Sackgasse mitten auf der Straße sitzend.
Restaurant am Ende von Musile di Piave

Restaurant am Ende von Musile di Piave

Wir vespern Oliven; die Stimmung ist nach den letzten Kilometern auf Bundesstraßen eher gedrückt. Nach mittlerer Pause geht?s weiter, um nach 20 Minuten an einem Restaurant wieder halt zu machen. Eis gibt es und ein kleines Bier. Zunächst will uns der Kellner zwar nicht bedienen, aber ein anderer kommt und erzählt von seiner Zeit als Arbeiter in Deutschland. Nach einer halben Stunde zieht ein schweres Unwetter mit Sturm und Platzregen auf. Wir begeben uns nach drinnen, trinken ein Glas Wein und begucken das italienische Fernsehprogramm. Draußen stürmt es inzwischen eindrucksvoll. Der Chef spendiert uns - nachdem er von unserer Wanderung erfahren hat - eine Runde Grappa.
Nach recht langer Zeit wird das Wetter endlich besser und wir können weiter. Durch den langen und feuchten Aufenthalt in
Nochmal Restaurant, hier waren wir Lange

Nochmal Restaurant, hier waren wir Lange

dem Restaurant gehen die Kilometer jetzt deutlich leichter von den bandagierten Füßen. Auf der Via Caposile sammeln wir bis Caposile jede Menge abgefallene Reflektoren der Straßenbegrenzung ein. Bei der inzwischen geplanten Nachtwanderung werden die vermutlich nützlich werden. In Camposile beginnt es zu regnen. Wir nutzen die Gelegenheit zum Einkehren, um das Ende des Regens abzuwarten. Zunächst warten wir draußen, dann wegen der Mücken der nahen Lagune drinnen. Während wir die Zeit totschlagen haben wir die Gelegenheit Berlusconis Fernsehprogramm zu examinieren. Großartig! Wir füllen die Biervorräte auf. Als der Regen endlich aufhört ist es bereits dunkel und die Dorfjugend tröpfelt langsam herein. Wir gehen nach dem Lokal gleich rechts über die Via Salsi. Nach ein paar Minute kommt eine Brücke auf der wir den ersten Zufluss zur Lagune überqueren. Zwei andere Wanderer fragen interessiert nach dem wohin und warum. Auf der alten Straße nach Jesolo wandern wir in der Dunkelheit immer in Sichtweite der neuen Straße jenseits des Flusses bis zu einem Amüsierbetrieb. Ein Junggesellenabschied wird dort in geschlossener Gesellschaft gefeiert, aber wir können uns anschließen und trotzdem etwas bestellen. Danach ist es schon fast Mitternacht und wir gehen weiter die Via Salsi entlang nach
Sonnenuntergang in Camposile

Sonnenuntergang in Camposile

Jesolo. Links können wir inzwischen die Lagune nicht nur riechen, sondern auch sehen. In der Ferne blinkt die rote Warnbeleuchtung an den hohen Schornsteinen der Industriebetriebe auf dem Lido. Orangenfarbene Lampen beleuchten jetzt die Straße und die Ortschaft neben dem Fluss. Wir überdenken unser weiteres Vorgehen und folgen den Schildern, von denen wir nicht wirklich wissen was sie genau beschildern. Als wir feststellen, dass wir uns auf einem Autobahnzubringer befinden und im Begriff sind bei fast totaler Dunkelheit auf eine Autobahn einzubiegen, geben wir den Plan, heute noch bis zum Strand zu kommen, aus Sicherheitsgründen auf. Links 5 Meter von der Straße entfernt bauen wir unser Zelt auf. Beim Versuch über den Straßengraben zu springen, lande ich mit einem Fuß bis zum Knöchel in eben diesem und stinke ab jetzt zusätzlich zu allem anderen nach Gülle. Mit all den offenen Blasen ist das Jauchebad sicher nicht besonders gesund. Lieber erst einmal ein Antibiotikum nehmen. Es ist jetzt zwischen zwei und drei Uhr nachts. Wir trinken unsere letzte Dose Bier, um trotz der vorbeirasenden Autos Schlaf zu finden. Morgen das Meer.


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